Degrowth
UV prints on PVC, iron rebar, concrete, soil
180 × 100 × 100 cm
2023
Made during the Feldversuche Symposium '23
DE
Degrowth
Eingebettet in ein Sumpfgebiet, das für die Artenvielfalt von entscheidender Bedeutung ist, steht die Kleine Stadtfarm als Zeugnis für das empfindliche Gleichgewicht zwischen Stadtentwicklung und Umweltschutz.
Die Entstehungsgeschichte der Kleinen Stadtfarm findet ihren Beginn in dem zentralen Gewächshaus, in dem der ursprüngliche Gründer der Farm, Alfred Polzer, in den 1970er Jahren arbeitete. Zwischen den Glaswänden des besagten Gewächshauses, kümmerte er sich um die Pflanzen und, als Teil seiner täglichen Routine, setzte er Pestizide ein. Diese Routine wurde jedoch durch einen einschneidenden Vorfall unterbrochen. Als er aufgrund unzureichender Schutzausrüstung versehentlich giftigen Aerosolen ausgesetzt war, erlitt er eine schwere Vergiftung, die ihn dazu bewog, seine landwirtschaftlichen Methoden gründlich zu überdenken.
Nach seiner Erkrankung und allmählichen Erholung gelangte Polzer zu neuen Perspektiven. Er leistete Pionierarbeit und gründete einen der ersten Biobetriebe in der Region.
Dies war die Geburtsstunde der heutigen Kleinen Stadtfarm, die sich inzwischen zu einem Verein mit rund 20 Organisationen und etwa 500 Teilnehmern entwickelt hat.
Inmitten dieser Entwicklungen behält das Gewächshaus auch weiterhin eine zentrale Rolle. Auf seiner gläsernen Oberfläche wächst seit geraumer Zeit eine Flechtenart, die von stickstoffreichen Umgebungen angezogen wird.
„Physcia tenella“, die blass-graue Bewohnerin, die sich im Zeitlupentempo auf dem gläsernen Dach der Stadtfarm ausbreitet, könnte dem Gewächshaus eines Tages das Licht für seine darin untergebrachten Kulturpflanzen nehmen. Gleichzeitig bieten sie aber durch die daraus resultierende Beschattung auch Schutz vor den immer wärmer werdenden Wiener Sommern. Die Flechten sind in sich quasi bereits eine glückliche Wohngemeinschaft und bestehen aus der symbiotischen Beziehung zwischen Algen und Pilzen. Die Pilze bieten den Algen Schutz, während die Algen den Pilzen Nahrung sind.
Sie gehören zu den langlebigsten Lebewesen und können mehrere hundert Jahre alt werden.
Wie lange wird „Physcia tenella“, auch als Schwielenflechte bekannt, mit der Kleinen Stadtfarm noch in gutem Wohnverhältnis leben? Was hat sie schon alles gesehen, was wird sie alles noch erleben, und war die unscheinbare Beobachterin auf dem gläsernen Dach Zeugin der zentralen Ereignisse der 1970er Jahre?
EN
Kleine Stadtfarm
The history of Kleine Stadtfarm in Lobau originates within its central greenhouse, a space that holds profound significance. Nestled within an essential swamp region, vital for biodiversity, the farm stands as a testament to the delicate equilibrium between urban development and environmental preservation.
In the 1970s, the farm's original founder, Alfred Polzer, diligently worked within the glass walls of said greenhouse, tending to crops and employing pesticides as part of his daily routine. This routine, however, was interrupted by a pivotal incident. Accidentally exposing himself to toxic aerosols due to inadequate protective gear, he suffered severe poisoning, prompting a profound reconsideration of his farming methods.
Following a period of illness and gradual recovery, Polzer emerged with a newfound perspective. He took a pioneering step by establishing one of the earliest organic farms in the region.
This marked the inception of the current state of Kleine Stadtfarm, which has since evolved into an association of approximately 20 organizations, with about 500 participants.
Amidst this evolution, the glasshouse retains its significance. A lichen called „Physcia tenella“ now grows on its surface, drawn to the nitrogen-rich environment. The subtle growth of this lichen, a few millimeters each year, serves as a practical marker for air quality and the evolving impact of climate change. One can't help but wonder whether this unassuming rooftop observer bore witness to the events of the 1970s.