Intime Architekturfotografie
Intime Architekturfotografie

C-Prints, framed
6 parts, 72 x 52 cm each
2014

Installation view Kunsthaus Baselland, Muttenz

Foto: Sylvain Baumann

 

EN:
Often it is the history of the town that she tracks down in form and content. Her interest lies in architectural and spatial details, which
release the information only at second glance. The preoccupation with architectural <intimate corners>, as the artist calls them herself, is like
a red thread through her photographic work.

 

Pedrina shows her latest photographic series for the first time in a new context in Kunsthaus Basell. New perspectives ensue in this different environment; associations between the work and the place shift. The series consists of six color photographs and gains a horizontal orientation from afar. The almost monochrome photographs show abstract horizontal lines, whose extent varies . They appear flat, almost paint-like; there is no noticeable spatial depth. The object hanging along the wall additionally enhances the horizontal effect. On closer examination, the motifs condense into close-up architectural cutouts and widen the horizon of perception of the viewer. They show signs of aging: cracks and asymmetries that draw attention to structural weaknesses and they speak of both of a lived and an "experienced" history. The photographs show detailed images of the interior of a Basel town house from the 14th century, which has survived the great earthquake of 1356. In the White Cube of the Kunsthaus they refer almost nostalgically to a past time. Pedrina sustains the temporal traces of the building intact, microscopically, and thus making the soul of the house visible. Her works develop a life of their own, posing a question of the relationship between image and reality to the media; to what extent photography has to reflect reality and to what extent does it itself claim new reality/ies.

 

DE:
Bianca Pedrina nähert sich Architektur auf persönliche Art und Weise über das Medium der Fotografie. Oft ist es die Geschichte des jeweiligen Ortes, die sie formal und inhaltlich aufspürt. Ihr Interesse liegt in architektonischen und räumlichen Details, die erst im zweiten Moment Informationen freigeben. Die Beschäftigung mit architektonischen ‹intimen Ecken›, wie sie es selbst nennt, zieht sich wie ein roter Faden durch die fotografische Arbeit der Künstlerin.

Im Kunsthaus Baselland zeigt Pedrina zum ersten Mal ihre aktuelle fotografische Serie in einem neuen Kontext. In dieser anderen Umgebung entstehen neue Sichtweisen; Bezüge zwischen Werk und Ort verschieben sich. Die Serie besteht aus sechs Farbfotografien und erhält von Ferne eine horizontale Ausrichtung.
Die fast monochromen Fotografien zeigen abstrahierte waagrechte Linien, deren Ausdehnung variiert. Sie erscheinen flächig, fast malerisch, keine Raumtiefe ist in ihnen spürbar. Die Hängung entlang der Wand verstärkt die horizontale Wirkung zusätzlich. Bei näherer Betrachtung verdichten sich die Motive zu Nahaufnahmen architektonischer Ausschnitte und öfnen den Wahrnehmungshorizont des Betrachters. Sie zeigen Alterungserscheinungen: Risse und Asymmetrien, die auf konstruktive Schwächen aufmerksam machen und gleichzeitig von einer gelebten Vergangenheit, einem „Erlebten“ erzählen.
Die Fotografien zeigen Detailaufnahmen des Innenraums eines Basler Stadthauses aus dem 14. Jahrhundert, welches das grosse Erdbeben von 1356 überstanden hat. Im White Cube des Kunsthauses verweisen sie fast nostalgisch auf eine vergangene Zeit. Pedrina hält die zeitlichen Spuren des Gebäudes mikroskopisch fest und macht dadurch die Seele des Hauses sichtbar. Ihre Arbeiten entwickeln ein Eigenleben und stellen dem Medium die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Abbild und Realität. Inwieweit hat Fotografie den Anspruch Realität abzubilden und inwieweit schaft sie selbst neue Realität(en).


Text: Eva Falge